Klassikerkauf: Segelyacht “Suzanne” - ein Traum aus Teak | YACHT

2022-10-07 23:50:26 By : Mr. Andy Yang

Durch einen Zufall fanden Andreas Book und Claudius Callsen den Weg an Bord eines Klassikers von 1965. Mit „Suzanne“ stillten die zwei Segelfreunde eine lange verborgene Sehnsucht. Besuch an Bord

Diesen Tag werden Andreas Book und Claudius Callsen so schnell nicht vergessen: Routiniert gingen die beiden Kappelner Jungs im Frühjahr dieses Jahres daran, ihren Neuerwerb zu Wasser zu bringen. Wie sie es schon häufig auf anderen Schiffen taten, schlugen sie das Geschirr ab, als der Kran die „Suzanne“ ihrem Element anvertraute, um unter den Mastenkran zu verholen. Aus dem Schmuckstück, das sie bislang nur aus der Halle kannten, sollte wieder ein seegehendes Schiff werden.

Die „Suzanne“ ist eine 1965 bei Meeusen in Holland nach Plänen von Anton Miglitsch komplett aus Burma-Teak gebaute 7-KR-Yacht. Die beiden Segelfreunde kamen zu ihr buchstäblich wie die Jungfrau zum Kind. Und avancierten mit dem Entschluss, sich auf dieses traditionell gebaute Holzschiff einzulassen, über Nacht zu leidenschaftlichen Klassikerfans.

„Klar, das Schiff stand ja länger an Land und musste erst mal dichtquellen“, sagt Callsen. Jetzt sitzt er in der Plicht, schaut zufrieden ins Großsegel und zieht an der Schot. Book hat die Pinne in der Hand und fährt fort: „Ich hätte nicht gedacht, dass das Schiff so schnell untergeht. Ich sagte nach dem Slippen: ,Ich schau mal nach‘, aber da war es schon voll. Die Batterien, alles war unter Wasser, die Bodenbretter schwammen. Der Bootsbauer hat die Plankennähte im Unterwasserschiff dann an Land provisorisch mit Talg abgedichtet. Und beim zweiten Versuch gab es keine Probleme.“

Heute ist die „Suzanne“ pottendicht. Unter den Bodenbrettern ist die mit Owatrol ausgestrichene Bilge staubtrocken. Das ganze Schiff befindet sich in einem makellosen Zustand. Die Lackoberflächen glänzen, das Teakdeck ist silbrig vergraut, und unter Deck riecht es frisch und so gar nicht nach einem alten Holzschiff. Das groß dimensionierte Alurigg aus dem Jahr 2004 trägt eine wenig benutzte Segelgarderobe und hält sowohl die „Suzanne“ als auch ihre Besatzung ordentlich auf Trab.

„Klar zur Wende!“ Andreas Book wartet nicht lange auf Antwort. Muss er auch nicht. Eingespielt kreuzen Callsen und er auf der kleinen Breite hinter Arnis gegen einen frischen Nordwestwind auf, und wenn Book die Rinne verlässt, muss keiner von ihnen auf den Plotter schauen.

„Wir waren beide schon immer auf dem Wasser“, sagt Book, der als Kind mit den Eltern auf Törn ging und später eine intensive Zeit auf verschiedenen Regattaschiffen hatte. Callsen lernte das Segeln als Opti-Kind im Arnisser Segel-Club, saß in verschiedenen Jollen und segelte Regatten im H-Boot.

Dass sie heute zusammen einen Klassiker besitzen, ist purer Zufall. Im „Schleiboten“ erschien im Herbst 2021 eine unscheinbare Anzeige mit dem Text „Holzboot zu verkaufen“. „Ohne Bild, ohne alles“, erinnert sich Book. „Wir stolperten darüber, haben uns amüsiert und das gar nicht ernst genommen.“

Bis sie eines Tages erfahren, um welches Schiff es sich handelt. „Wir kannten es, denn es stand schon länger hier bei Ancker vor der Halle“, so Callsen. Und Book schildert, wie sehr sie sich darüber wunderten, dass sich solch ein Schatz hinter der unscheinbaren Anzeige verbarg. „Wir hatten ja erst gescherzt, dass da wohl jemand seinen Blumenkübel aus dem Vorgarten loswerden will, und dabei war es dieses tolle Boot!“

Von dem Moment an ist es um die Freunde geschehen. „Wir waren schockverliebt“, so Book. Und sie beschließen, eine Eignergemeinschaft zu gründen. „Wir dachten, wenn wir das zusammen machen, wagen wir uns leichter an einen Klassiker heran. Weil das Leid dann geteilt wird. Wir ahnten ja, dass in so einem Holzboot hohe Kosten und viel Arbeit stecken.“

Viel mehr wissen sie damals noch nicht. Nicht über Holzboote im Allgemeinen und schon gar nicht über die „Suzanne“ im Besonderen. Mit was für einem Schmuckstück sie es hier zu tun haben, erfahren sie erst allmählich im Rahmen ihrer Recherche.

Der Voreigner hatte das Schiff 2012 an der Elbe übernommen, als „Libertas II“ mit Heimathafen Hamburg an der Schlei bereedert und im Jahr 2014 den Restaurierungspreis des Freundeskreises Klassische Yachten gewonnen. Und dort fand sich schließlich die Vita der Yacht.

Der Kieler Gymnasiallehrer Dr. Horst Pudenz ließ den Seekreuzer 1965 im Holländischen Breskens bei Meeusen auf Kiel legen und segelte ihn unter dem Stander des Segelclub Baltic mit Heimathafen Kiel auf Regatten und Seereisen. Pudenz nannte sein Schiff „Suzanne“. Der erste Messbrief weist es als 7-KR-Yacht aus, Segelnummer 177.

Nach Verkauf an den Flensburger Dr. Gross wurde das Schiff in „Silke IV“ umbenannt und als 6-KR-Yacht vermessen. Auch Gross ging mit dem Schiff auf zahlreiche Seewettfahrten, bis er es an den Hamburger Peter Baer verkaufte. Der nutzte seine „Karolin“ bis 2010 als Fahrtenschiff.

Unter Baer wurde das Schiff über lange Jahre mit viel Liebe gepflegt, regelmäßig fanden grundlegende Überholungsarbeiten auf der Yachtwerft Wegener in Wedel statt. Es entstand ein neues Motorenfundament, das Stevenrohr wurde getauscht, Teakdeck und Aufbaudach erneuert und das gesamte Unterwasserschiff saniert. Außerdem erhielt die immer noch als 6-KR-Yacht vermessene Ex-„Suzanne“ ein neues Rigg. Das höhere Mastprofil ermöglichte fortan eine Besegelung, die annähernd zehn Quadratmeter mehr Fläche hatte als ursprünglich vorgesehen.

Im Jahr 2010 ging die Yacht dann an Danny Podeusz, der sie in der Haseldorfer Marsch als „Ravelin Horn“ beheimatete und nach zwei Jahren intensiver Arbeit dann an Günther Meyer weiterverkaufte. Auch Meyer ließ das Schiff auf der Yachtwerft Wegener instand setzen. Er taufte es „Libertas II“ – weil sein erstes Schiff schon so hieß – und führte wieder die ursprüngliche Segelnummer der 7-KR-Vermessung. Er ließ die Kielbolzen tauschen und mit neuen Wrangen aus Edelstahl verbolzen. Das Schiff erhielt neue Tanks, neue Leitungen, eine neue Sanitäreinrichtung nebst Boiler und Heizung. Die Seeventile wurden ersetzt, der originale Volvo Penta MD 2 aus dem Baujahr überholt. An Deck wurden sämtliche notwendigen Holzarbeiten ausgeführt, unter Deck die Elektrik erneuert und kleine Veränderungen an den Einbauten vorgenommen.

Die Jury des Restaurierungspreises lobt nach der Besichtigung im Rahmen der German Classics in Laboe 2014 vor allem die Originalität der Yacht: „Insbesondere ist die Jury von dem jetzt wieder originalen Salon und allen liebevoll realisierten Details beeindruckt. Mit einer Innenaufteilung, wie es dem damaligen Zeitgeist und nicht der heutigen Bequemlichkeit entspricht. So ist der restaurierte und jetzt wieder im Gebrauch befindliche Taylor-Petroleumkocher ein gutes Beispiel für die Akribie bei der Restaurierung. Vergleichbares gilt für den immer noch ersten, vollständig originalen Flautenschieber im Schiff. Hier müssen die Hafenmanöver also wie früher gefahren werden, und die Törnplanung ist von der Wetterlage vorgegeben – so ist es eben, das Segeln eines Klassikers.“

Book und Callsen haben dem Schiff seinen ersten Namen zurückgegeben und wollen es künftig im Sinne des Auftraggebers vor allem auf Regatten, aber auch mit den Familien und Freunden im heimatlichen Ostseerevier bewegen. Der Erhalt eines Klassikers ist Neuland für die beiden. „Wie lange uns das Spaß macht, wissen wir noch gar nicht“, sagt Book, „wir sind ja auch verwöhnt von der Pflegeleichtigkeit unserer modernen Boote. Trotzdem gehen wir mit einer ausgeprägten Gelassenheit da ran.“

Möglicherweise hat ihre Einstellung mit der Unterstützung zu tun, die sie von den in ihrer Heimatstadt so reich gesäten Holzbootsbauern erfahren. Schon vor der ersten Saison bekam „Suzanne“ die nötige Pflege auf einer Werft, und der Auftrag für diverse Arbeiten im kommenden Winter ist bereits erteilt. Immer im Hinblick darauf, dass „Suzanne“ bewegt werden kann. Als Museumsstück solle sie nicht unterhalten werden. „Wir sind Menschen, die so etwas leben“, sagt Book. „Wir haben beide einen alten Resthof, wir fahren Oldtimer und haben auch immer eine Affinität zu klassischen Yachten gehabt.“ Und so ist die „Suzanne“, obwohl keiner von beiden jemals nach einem Klassiker gesucht hatte, die Erfüllung eines tief in ihnen schlummernden Traums.

„Wenn man in Schleimünde sitzt, aufs Wasser schaut und so ein Boot vorbeifährt ...“, sagt Callsen und hört mitten im Satz auf. Es wird trotzdem klar, was er sagen will. Dass es dieses Bild von Holz und traditionellen Linien war, das er seit Kindertagen im Kopf hatte. Gemeinsam haben die Freunde diesen heimlichen Traum nun verwirklicht. Und damit Raum für neue Sehnsüchte geschaffen. „Wir wollen ein bisschen was machen mit dem Schiff“, sagt Book. Und Callsen erzählt vom Debüt in diesem Jahr auf den German Classics in Laboe, als die Eigner erstmals mit ihrer Regattabesatzung an den Start einer Klassikerregatta gegangen sind.

„Wir haben uns dort pudelwohl gefühlt und sind auch gleich auf Platz zwei gesegelt, trotz neuem Schiff und erstmals darauf segelnder Crew.“ Das Erlebnis habe die Entscheidung für ihre „Suzanne“ voll bestätigt. „Wir haben das Boot schnell verstanden“, sagt Callsen. „Die alte Dame lernt man rasch gut kennen.“

Derart motiviert planen Andreas Book und Claudius Callsen nun bereits die nächsten Abenteuer für die kommende Saison. Da soll das Schiff per Landtransport nach Südfrankreich gehen, um an der berühmten Mittelmeerregatta Les Voiles de Saint-Tropez teilnehmen zu können. „Wir wollen ja angreifen mit dem Schiff“, sagen die beiden, schauen sich verschmitzt an und lachen.

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